Als Wildkräuter werden im Allgemeinen krautige Pflanzen bezeichnet, die vom Menschen als Nahrung oder Heilpflanze genutzt werden können, die aber nicht kultiviert werden. Dabei sind die Übergänge fließend. Denn inzwischen ist bekannt, dass der Gehalt an Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen im Allgemeinen höher ist als in Sorten, die über Jahrzehnte hinweg nach anderen Merkmalen wie Ertrag und Optik für die Zucht ausgewählt wurden. Darum finden vermehrt Wildpflanzen auf den Feldern Einzug. Warum sollten Sie sich also dies Schätze nicht auch in Ihren Garten und auf Ihre Terrasse holen? Auf diesem Weg ersparen Sie sich das mühevolle Sammeln und können sicher sein, dass Sie die Pflanzen nicht mit möglicherweise giftigen Arten verwechseln.
Als Ergänzung in der Küche, können Wildkräuter positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben: So weisen Brennnessel, Gundermann und Vogelmiere hohe Gehalte an Vitamin C, Eisen und Kalzium auf. Wildkräuter im Allgemeinen haben hohe Gehalte an Ballaststoffen und Bitterstoffen, welche die Verdauung fördern. Auch für die Natur sind Wildkräuter wichtig. Sie haben sich gemeinsam mit der hiesigen Tierwelt während der Evolution entwickelt und bilden darum ein gemeinsames Ökosystem. Viele Kulturpflanzen hingegen stellen für die Insektenwelt keine ausreichende Nahrungsgrundlage dar. Wer Wildkräuter und andere Wildpflanzen in seinem Garten integriert, der wird bald beobachten können, wie auch die Zahl der Insekten und Vögel in seinem Garten zunimmt. So lockt der Geruch des Baldrians viele Falter an, die Brennnessel dient als Nahrung für die Raupen des Kleinen Fuchs und des Tagpfauenauges.
Noch einen großen Vorteil haben Wildkräuter im Garten. Da sie züchterisch nicht verändert wurden und in unseren Breitengraden heimisch sind, brauchen sie meist nur ein Minimum an Pflege. Sind sie für den Standort geeignet, etablieren sie sich ohne Zutun des Gärtners und vermehren sich oft von allein. So können Sie in Ihrem Garten eine Ecke allein für Wildkräuter reservieren. Wenn das Beet einmal angelegt ist, können Sie es weitgehend sich selbst überlassen und bei Bedarf nach Lust und Laune die Ernte einholen.
Wildkräuter können in der Küche vor Allem als wertvolle Ergänzung zu anderen Zutaten eingesetzt werden. So können dem klassischen Kopfsalat beispielsweise Löwenzahn, Knoblauchsrauke, Pimpinelle und auch Sauerampfer untergemischt werden. Auch die essbaren Blüten des Gänseblümchens eignen sich als Beigabe zum Wildkräutersalat. Bärlauch und andere Kräuter können zur Zubereitung aromatischer Suppen und Soßen verwendet werden. Berühmtes Beispiel ist hier für die Frankfurter grüne Soße, die aus Boretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch besteht und somit auch einige Wildkräuter enthält. Als Wildgemüse eignen sich hingegen die jungen Blätter von Brennnessel und Giersch. Diese können nach dem Ernten wie Spinat zubereitet werden. Auch grünen Smoothies verleihen Wildkräuter eine extra Portion Vitamine und Geschmack!
Wir empfehlen Wildkräuter ausdrücklich als gelegentliche Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung. Denn auch beim (ausschließlichen) Verzehr von Wildkräutern kann es zu Überdosierungen und Nebenwirkungen kommen. So enthält Waldmeister zum Beispiel Cumaringlykoside. Beim Welken entsteht daraus das geschmacksgebende Cumarin. In höheren Dosen kann Cumarin Benommenheit, Kopfschmerzen und bei langfristigem Verzehr Leberschäden hervorrufen. Aus diesem Grund wird empfohlen, einer Maibowle nicht mehr als drei Gramm des frischen Krautes pro Liter hinzuzufügen.
Neben vielen geschmacklichen Erlebnissen können viele Wildkräuter darüber hinaus als Heilkräuter genutzt werden. So wirkt Spitzwegerich reizmildernd und leicht hustenlösend, weshalb er bei Erkältungskrankheiten und Husten angewendet wird. Äußerlich kann er zerrieben bei Insektenstichen und Kontakt mit Brennnesseln eingesetzt werden. Die Blätter der Brennnessel selbst hingegen wirken harntreibend und können bei einem leichten Harnwegsinfekt unterstützend als Tee getrunken werden. Abhilfe bei nervöser Unruhe, Einschlafproblemen und Prüfungsangst kann das Wildkraut Baldrian schaffen. Für eine gute Wirkung sollte Baldrian über mindestens zwei Wochen abends als Tee getrunken werden.